Palantir-Börsengang wirft Fragen auf an deutsche Polizeikunden

Palantir bezieht klar Position in seinem Börsenprospekt vor dem IPO am 30.9.: Stramm an der Seite der Vereinigten Staaten „und ihrer Verbündeter“ und mit einer Wachstumsstrategie, die aus bestehenden Kunden das Maximum an Umsatz rausholen und neue Kunden mit „neuen Vertriebsmethoden und Partnerschaften“ gewinnen will. Das wirft essenzielle Fragen auf für Hessen und Nordrhein-Westfalen, die Palantir-Produkte bereits einsetzen. Und für Polizeibehörden anderer Länder und für den Bund, die mit dem Einsatz liebäugeln …
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Zum Palantir-Börsengang am 30.9.: Eine „Party“ sieht anders aus, sagte das Handelsblatt

Palantir Technologies ist am 30.09. an die Börse gegangen. Dem war jahrelanges Zaudern der Geschäftsleitung vorausgegangen, die offensichtlich die umfassende Transparenz vermeiden wollte, die ein Gang an die Börse (IPO) in Amerika so mit sich bringt. Im Sommer 2020 entschied man sich dann für eine sogenannte direkte Platzierung [A]. Die mehrere Vorteile hat: Geringere Offenlegungspflichten, die Roadshow vor potentiellen Investoren quer durch die Vereinigten Staaten entfällt und letztlich fallen die Gebühren auch wesentlich geringer aus. Der Erstantrag auf die Ausgabe von Aktien vom 25.08. wurde sechsmal abgeändert, bis es dann am 30. September endlich soweit war:

Mit einem Preisansatz von 7,25 US-Dollar pro Aktie, den die New York Stock Exchange festgesetzt hatte, begann der Handel und schloss am ersten Handelstag mit 9,73 US-Dollar. [1] Das entspricht einem Marktwert von rund 18 Milliarden US-Dollar und liegt damit ca. 10 Prozent unter dem zuletzt von privaten Schätzern ausgegebenen Wert von rund 20 Milliarden. Der schon seit 2015 immer wieder als Schätzgröße genannt wurde. Vor knapp zwei Jahren, im November 2018 berichtete das Manager-Magazin [2] einen fast doppelt so hohen, geschätzten Unternehmenswert, von zwischen 36 und 41 Milliarden Dollar. Den hatte die von Palantir selbst beauftragte Investmentbank Morgan Stanley ermittelt. Schon damals aber hielt die Finanzwelt diesen fantastischen Wert für schwierig zu erzielen und führte dafür ein ganzes Bündel von Argumenten an:

Was Palantir aus Investorensicht so „schwierig“ macht

Da ist zum einen die mangelnde Transparenz, die trotz der jetzt erfolgten Direktplatzierung, noch nicht wirklich in ihr Gegenteil verkehrt ist. Wozu der CEO des Unternehmens, Dr. Alex Karp, seinen Teil beiträgt, in dem er den Nimbus des Geheimnisvollen sorgsam pflegt.

Zementierte Vormachtstellung der Mitglieder des Gründungstrios

Das Handelsblatt schreibt vor der Börseneinführung „eine Erfolgsstory sieht anders aus“ [3] und meint, dass „Investoren, die Einfluss nehmen wollen, einen Bogen um die Aktie machen“ könnten. Das liegt daran, dass sich das Gründertrio mit einer speziellen Ausprägung von (Vorzugs-)Aktien umfassende Rechte selbst für den Fall vorbehalten hat, dass sie längst nicht mehr die Mehrheit an den Stammaktien halten.

Noch nie Gewinn gemacht, immer noch enttäuschender Umsatz

Ein anderer Grund ist, dass Palantir in den 17 Jahren seines Bestehens noch nie Gewinn macht. Und auch im jetzt vorgelegten Börsenprospekt warnt, dass man unter Umständen nie Gewinne machen werde.

Auch der Umsatz für 2020 wird den aktuellen Prognosen nach unter den Erwartungen des Finanzmarktes bleiben, die darauf gesetzt hatten, dass Palantir endlich die 1 Milliarde-Dollar-Umsatzmarke überspringen werde.

Ganze 125 Kunden weltweit, hohe Abhängigkeit von den Top20-Kunden

Palantir hat ganze 125 Kunden weltweit, davon mehr als die Hälfte im Regierungssektor. Zwei Drittel des Gesamtumsatzes aus dem Jahr 2019 wurde mit den 20 Top-Kunden erzielt. Das spricht aus Investorensicht für eine erhebliche Abhängigkeit von diesen Kunden – und damit für entsprechend großen Einfluss solcher Top20 auf Produkte und Ausrichtung der Firma.

Die Kunden aus der freien Wirtschaft verteilen sich auf mehr als 20 verschiedene Marktsegmente. Von der Finanzindustrie, über Versicherungen, bis zur – aktuell nicht mehr prosperierenden – Luftfahrtindustrie. Für die werden zwei verschiedenen Softwareplattforen – Gotham und Foundry – angeboten. Was aus Sicht der Investoren für eine hohe technische Diversifikation spricht und entsprechend hohe Anforderungen an die Kompetenz von Mitarbeitern stellt.

Zweifel am Geschäftsmodell nähren Zweifel am Wachstumspotenzial

Und dann wäre da noch die deutliche Kritik am Geschäftsmodell: Denn Investoren, besonders US-Investoren, sehen gerne ein (möglichst exponentiell,) auf jeden Fall stark steigendes Umsatzwachstum bei weniger stark steigenden Kosten. Was zwangsläufig zu führen muss, dass (irgendwann einmal / endlich) Gewinne erwirtschaftet werden, weil die Schwere zwischen Gewinn und Kosten immer weiter aufgeht.

Wachstumsmotor Softwarelizenzen

Der Umsatz kann im IT-Markt dann stark steigen, wenn ein Anbieter ein (Software-)Standardprodukt hat, das SO WIE ES IST, möglichst oft verkauft werden kann. Dabei wird dem Kunden das Recht verkauft (nicht die Software!), diese Software auf einer definierten Systemumgebung zeitlich unbegrenzt oder begrenzt (Jahreslizenzen!) zu nutzen. Mit diesem Geschäftsmodell wurde Microsoft zum Umsatz-Milliardär. Es war
die erste Firma, deren anfänglich überwältigender Erfolg auf diesem Geschäftsmodell beruhte.

Wachstumsbremse individuelle Anpassung, Installationsunterstüzzung und laufender Support

Softwarepakete lassen sich, wenn das Installationspaket mal fertig geschnürt vorliegt, zu sehr geringen Kosten vervielfältigen und an den Mann = Kunden bringen. Teure Manpower ist dafür kaum noch erforderlich. Das macht das Software-Geschäftsmodell so unwiderstehlich.

Richtig teuer wird es dagegen für den Anbieter, wenn er seinem Kunden jeweils auch noch Personal intensive Dienstleistungen liefern muss, damit der die Software überhaupt effektiv einsetzen kann. Genau das ist das Dilemma von Palantir. Denn für Gotham und Foundry, die beiden Softwareplattformen der Firma, braucht es individuelle Anpassung an Kundenwünsche bzw. dessen IT-Infrastruktur, Unterstützung bei Installation und Inbetriebnahme und für laufende Support (bis hin zum „Händchenhalten“ für nicht ausreichend technisch qualifizierte Kundenmitarbeiter). Dafür muss Palantir qualifizierte technische Mitarbeiter HABEN und auch vor Ort beim Kunden EINSETZEN können. Deren Gehälter, die Reisekosten und Einsatz beim Kunden kosten viel Geld und drücken damit den Gewinn. [B]

Mögliche Wachstumsbremse: Verfügbarkeit von kompetenten Mitarbeitern

Dazu kommt, dass sich kein Anbieter Mitarbeiter schnitzen kann, die

  • einsame Spitze sind auf ihrem technischen Gebiet,
  • die letzten Feinheiten kennen der nicht unkomplexen Software-Plattform, die jede aus vielen einzelnen Komponenten bestehen,
  • viel Erfahrung und das richtige Gespür für den Umgang mit Kunden und Kundenprojekten mitbringen,
  • und auf dem fachlichen Gebiet ihres Kunden mindestens so gut sind wie dessen Fachleute und daher VERSTEHEN, welche Problem und Wünsche diese Fachleute – ggf. sehr „untechnisch“ beschreiben.

Die Strategie von Palantir für Kundengewinnung und Wachstum

Palantir selbst hat in dem vorgelegten Börsenprospekt klar Position bezogen:

  1. Zur festen Verankerung im Lager der Vereinigten Staaten und ihrer Regierung.
  2. Und zu der Wachstumsstrategie, die darauf setzt, einem einmal akquirierten Kunden möglichst viel weitere Software(lizenzen) und Dienstleistungen zu verkaufen.

Palantir steht auf der Seite der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten

„Wir haben uns für eine Seite entschieden. Unsere Software wird von den Vereinigten Staaten genutzt, von ihren Verbündeten in Europa und überall sonst auf der Welt. Andere Firmen arbeiten sowohl mit den Vereinigten Staaten als auch mit ihren Gegnern. Das tun wir nicht. Wir glauben, dass sowohl unsere Regierung als auch Kunden aus der freien Wirtschaft diese Klarheit begrüßen.“
heißt es an herausragender Stelle im Börsenprospekt.

Offene Fragen an das hessische Innenministerium und an das NRW-Innenministerium

In Hessen ist seit 2017 unter dem Namen Hessendata eine kundenspezifisch angepasste Version von Palantir Gotham im Einsatz [C, D]. In Nordrhein-Westfalen führt das Landeskriminalamt aktuell zusammen mit der deutschen Palantir Tochter das Projekt DAR ein, das steht für „datenbankübergreifende Analyse und Recherche“ [E]. In beiden Fällen sollen damit Auswertungen und Analysen möglich sein, die vorher isolierte Polizeidatenbanken und andere Quellen unter einer Oberfläche recherchierbar machen. Was solche anderen Quellen sind, ist nicht exakt definiert. Andere Quellen, die Polizeivollzugsbeamten aufgrund ihrer Befugnisse offenstehen, sind z.B. das Einwohnermelderegister, das Führerschein- oder Fahrzeughalterregister, das Waffenregister etc. Daten aus solchen Datenbanken anderer Behörden können in (elektronisch geführte) Ermittlungsakten einfließen, wenn sie – fallbezogen – von dort abgerufen werden.

Offen ist die Frage an die beiden Innenministerien, wie sich die Pflicht zur Beachtung des Patriot Acts durch die deutsche Palantir-Tochter verträgt mit dem notwendigen Schutz solcher personenbezogener Informationen über Einwohner der Bundesrepublik Deutschland.
Dies gilt umso mehr, als Hessen nicht nur Software und Dienstleistungen bei Palantir eingekauft hat, sondern gleich ganz den „Betrieb“ dieser Analyseplattform in die Hände von Palantir geleg hat.

Loyalität gegenüber den „Vereinigten Staaten“ oder der aktuellen US-Regierung?!

Der aktuelle Amtsinhaber im Weißen Haus hat ja vor wenigen Tagen bei der Debatte mit Herausforderer Joe Biden ein erschreckendes Beispiel abgeliefert für seinen Anstand und Charakter, seine „Liebe zur Wahrheit“ und seine an der eigenen Wiederwahl ausgerichteten Interessen. Man kann sich jetzt besser vorstellen, wie sich Mr. Trump bei Verhandlungen aufgeführt hat gegenüber den Regierungschefs anderer „Verbündeter, z.B. bei G7- oder G20-Treffen. Und versteht Fotos, von Kanzlerin Merkel, die Trump anscheinend die Leviten zu lesen versucht oder einem Trump, der den montenegrinischen Regierungschef rüde zur Seite drängt, jetzt viel besser.

Parteikollegen von ihm, die Senatoren Ted Cruz, Tom Cotton und Ron Johnson hielten sich für legitimiert, „den Betreibern des Fährhafens Sassnitz mit „vernichtenden Sanktionen zu drohen, sollten sie sich weiter am Bau der Ostseepipeline Sassnitz beteiligen.“ [5]

Das US-Außenministerium verschärfte im Alleingang Sanktionen gegen den Iran und drohte „US Sweeping Measures“ an, wörtlich: „Umfassende, durchschlagende“ Maßnahmen der Vereinigten Staaten auch gegen Deutschland, Frankreich und andere Staaten an, die sich diesem Verdikt nicht unterwerfen. [6]

Allein diese drei Beispiele belegen, dass der Anspruch auf staatliche Souveränität, oder gar solche „Petitessen“, wie der Schutz personenbezogener Daten, aus der Sicht der Regierungshandelnden und ihrer politischen Unterstützer in den Vereinigten Staaten derzeit absolut keine Rolle spielen.

Was bedeutet das dann für Informationen in polizeilichen Analyse- und Auswertungssysteme, auf die es – aus amerikanischer Sicht bzw. Rechtslage – unter Umständen sogar noch einen Herausgabeanspruch gibt?

Das bundesdeutsch-hausgemachte Problem: Der aktuelle Status der Informationstechnik der deutschen Polizeibehörden ist weit hinter dem aktuellen Stand der Technik

Der Polizeiliche Informations- und Analyseverbund (PIAV) – weit hinter dem Plan

Am „neuen Anlauf“ für die polizeiliche IT von Bund und Ländern, dem Polizeiliche Informations- und Analyseverbund (PIAV), wurde seit 2007 geplant, konzipiert, verworfen und zwischendurch mal ganz neu aufgesetzt. Um dann schrittweise und mit jahrelanger Verspätung die Online-Befüllung und zentrale Speicherung der Daten für ein kriminalpolizeiliches Formulars KP27 als Neuigkeit für die Bearbeitung von Waffen- und Sprengstoffdelikten zu verkaufen. Wann die letzte der insgesamt sieben angekündigten Ausbaustufen von PIAV in Betrieb gehen soll, konnte das BKA vor wenigen Monaten auf unsere Anfrage nicht sagen … [F]

Von Saarbrücker Erklärung und Polizei2020 gibt es bisher vor allem viele Gremien

Ich vermute, dass es gelinde Verzweiflung war, die die Konferenz der Innenminister im Herbst 2016 dazu brachte, in ihrer Saarbrücker Erklärung wieder einmal Forderungen aufzustellen die, bei näherer Betrachtung, allerdings auch schon 20 Jahre alt waren.

Monate später hatte das Bundesinnenministerium daraus dann ein Konzept geschnitzt oder besser gesagt, einen Namen für ein Konzept kreiert, nämlich Polizei 2020. Von irgendwelchen, flächendeckend einsetzbaren Lösungen, die die drängenden Probleme in der Informationstechnik der deutschen Polizeibehörden, insbesondere beim Austausch von Informationen über Behördengrenzen hinweg, endlich beheben würden, ist weit und breit nichts zu sehen. Denn das „2020“ im Namen, so die letzte Lesart, soll ja den Beginn der Entwicklung andeuten und nicht das (längst überfällige) Ende, sagte der Präsident des Bundeskriminalamts. [G]

Soll durch gezielte bzw. gespielte (??) Unfähigkeit die Situation herbeigeführt werden, dass man angeblich gar nicht anders kann, als das Produkt von Palantir auch beim Bundeskriminalamt bzw. als Bund-Länder-Verbundsystem einzusetzen?

Palantir jedenfalls und seinem dem Deutschen sehr zugeneigten CEO Dr. Alex Karp (hat promoviert an der Goethe-Universität in Frankfurt/Main) wäre es sicher nicht unrecht: Deckt es sich doch – zumindest ansatzweise – mit einem Strategie-Baustein aus dem Börsenprospekt von Palantir:

„Wir möchten das Standard-Betriebssystem für den Informationsaustausch zwischen Regierungsbehörden in den Vereinigten Staaten werden.“

Die Wachstumsstrategie im Börsenprospekt von Palantir und ihre absehbaren Auswirkungen auf deutsche Polizeikunden

Palantir hat in seinem Börsenprospekt klar formuliert, wie Wachstum generiert werden soll:

Ausbau der Installationen bei jedem einzelnen Kunden

„Wir generieren einen bedeutenden Anteil unserer Umsätze mit bestehenden Kunden … Es ist wesentlicher Teil unserer Wachstumsstrategie, die Größe der Installationen und den Personaleinsatz [dort] zu steigern.“

Über das Öllampen-Modell, das der Preisfestsetzung für Software und Dienstleistungen zugrunde liegt, hatten wir früher schon berichtet [in B]: In Kürze besagt es: Wer mehr Leistung haben will bzw. mehr Benutzer ausstatten will, muss weitere Komponenten nach kaufen und braucht mehr Unterstützung vor Ort. Beides kostet viel Geld. Mehrere amerikanische Kunden von Palantir, auch Polizeibehörden, sind aus diesem Grund bereits wieder abgesprungen.

Was wird Hessendata in einem denkbaren Endausbau kosten?

Im Falle Hessendata kann man gerade beobachten, wie dieses Modell bei einem deutschen Polizeikunden in die Praxis umgesetzt wird.
Ursprünglich „nur“ beschafft für den Kampf gegen den Terrorismus, wurde der Einsatz dann ausgeweitet auf den Deliktsbereichen organisierte Kriminalität und sämtliche Staatsschutzabteilungen der Polizei und dann sogar um eine mobile App erweitert, die Beamte in SEK-Abteilungen mit befremdlichen Analyse- und Auswertungsmöglichkeiten ausstattete. Inzwischen soll es von 1.400 Polizeibeamten in Hessen genutzt werden können. Die Gesamtkosten für die Beschaffung und Dienstleistungen behandelt das Innenministerium als Geheimnis. Aber zumindest intern wird man ja in der Lage sein hochzurechnen, mit welchen Gesamtkosten pro Jahr zu rechnen ist, wenn dann einmal noch mehr „Palantir“ beschafft werden muss, um einen noch größeren Anteil der derzeit 15.500 Polizeivollzugsbeamten dieses Landes auszustatten.
Wurde schon mal berechnet, was Hessendata im Endausbau kosten wird – und ob Hessen das überhaupt bezahlen kann?

Aggressives Marketing bei den ausländischen Verbündeten der Vereinigten Staaten

Auch dieses strategische Ziel ist im Börsenprospekt formuliert. Und befindet sich offensichtlich schon seit längerer Zeit in der Umsetzung. Dafür spricht der Einsatz von Palantir bei Europol. Den man sowohl verschwiegen hatte, als auch im Beschaffungsauftrag für eine niederländische Firma versteckt hatte. [H]

Neue Methoden der Kundenakquisition und von Partnerschaften

Die Corona-Krise bot dafür einen Ansatzpunkt. In Großbritannien konnte Palantir im Zuge der Bekämpfungsbemühungen eine Zusammenarbeit mit dem National Health Service (NHS) unter Dach und Fach bringen. Auch in Deutschland hat sich Palantir um entsprechende Kooperationen bemüht, wie sich aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage im Deutschen Bundestag ergibt.

Und im polizeilichen Umfeld, so berichtete es mir ein Insider, geht Palantir den Weg von ganz oben nach unten, und setzt seine Lobby- Aktivitäten mit entsprechend hochkarätig besetztem Vertrieb direkt in Berlin an.

Das alles wirft aus meiner Sicht die Frage auf: Kann man sich seitens der Medien und auch aus Sicht eines interessierten und informierten Bürgers wirklich darauf zurückziehen, den Börsengang und die weitere geschäftliche Entwicklung einer amerikanischen „Softwarefirma“ nur zu beobachten?
Oder ist Palantir nicht vielmehr heute schon ein Faktor, der zum erheblichen Risiko werden kann für die Unabhängigkeit und Unbeeinflussbarkeit der polizeilichen IT-Landschaft in Deutschland? Der damit letztlich auch Sie und mich und viele andere betreffen kann, über die – freiwillig oder unfreiwillig bzw. wissentlich oder unwissentlich, richtige oder falsche Informationen in Polizeidatenbanken gespeichert werden?

Verwandte Beiträge

[A]   Palantir kündigt direkte Börsenplatzierung bestimmter Aktien an, 26.08.2020
https://police-it.net/palantir-kuendigt-direkte-boersenplatzierung-an

[B]   Wie Palantir (in Amerika) mit Kunden, Daten und Rechten umgeht, 23.12.2018
https://police-it.net/palantir-usa-kunden-daten-rechten

[C]   Palantir Gotham alias Hessendata: Mischt Daten aus sozialen Medien mit Polizeidatenbanken?!, 29.11.2018
https://police-it.net/palantir-gotham-mischt-daten-aus-sozialen-medien-mit-polizeidatenbanken

[D]   Das Hessedata-Palantir-Dossier
https://police-it.net/category/polizeiliche-informationssysteme/polizeiliche-big-data-analysesysteme/hessen_hessendata_palantirhttps://police-it.net/category/polizeiliche-informationssysteme/polizeiliche-big-data-analysesysteme/hessen_hessendata_palantir

[E]   LKA NRW erteilt Palantir für 14 Mio Euro den Auftrag für DAR, 16.02.2020
https://police-it.net/lka-nrw-dar-auftragserteilung-an-palantir

[F]   PIAV Waffen- und Sprengstoffdelikte: Keine Antworten auf einfachste Fragen, 21.08.2020
https://police-it.net/piav-waffen-und-sprengstoffdelikte-keine-antworten-auf-einfachste-fragen

[G]   Polizei2020 – Projektstatus aus Sicht des Bundesdatenschutzbeauftragten, 24.06.2020
https://police-it.net/polizei2020-projektstatus-aus-sicht-des-bundesdatenschutzbeauftragten

[H]   Status von Palantir in deutschen Polizeibehörden. 05.08.2020
https://police-it.net/status-von-palantir-in-deutschen-polizeibehoerden

Quellen

[1]   Palantir Shares Go Up in Wall Street Debut, New York Times, 30.09.2020

[2]   Verwöhnte Mitarbeiter, absurde Bewertung – warum der Palantir-IPA schwierig wird, Manager-Magazin, 14.11.2018

[3]   Palantir startet erfolgreich an die Börse – aber di eParty trügt, Handeltsblatt, 30.09.2020

[4]   Beschluss der 2. Vergabekammer des Bundes beim Bundeskartellamt, 24.06.2014, VK 2 – 39/14
https://www.bundeskartellamt.de/SharedDocs/Entscheidung/DE/Entscheidungen/Vergaberecht/2014/VK2-39-14.pdf

[5]   US-Senatoren drohen Hafen Sassnitz mit „vernichtenden“ Sanktionen, 06.082020, Zeit Online
https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-08/ostseepipeline-nord-stream-2-us-senatoren-sanktionen-sassnitz

[6]   US-Iran-Sanktionen: Pompeo warnt Deutschland , 22.09.2020, Heise
https://www.heise.de/tp/features/US-Iran-Sanktionen-Pompeo-warnt-Deutschland-4909276.html

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