POLICE-IT hatte im Oktober berichtet, dass das Bundesministerium des Innern insgesamt 200.000 Manntage für Beratungs- und Unterstützungsleistungen im Projektmanagement ausgeschrieben hatte, aufgeteilt auf drei Lose. Damit beschafft sich das Bundesministerium des Innern für sich und seine untergeordneten Behörden weitere 250 Mitarbeiter für einen Zeitraum von bis zu vier Jahren. Die Vergabeentscheidung ist inzwischen gefallen und wurde am zweiten Weihnachtsfeiertag veröffentlicht.
Lesedaue: Ca. 2 Minuten
Die Auftragnehmer der Rahmenvereinbarungen über Beratungs- und Unterstützungsleistungen zum Projektmanagement des BMI
Projekt/Los | Volumen in Personentagen | Auftragnehmer | Zahl der abgegebenen Gebote |
Einzelprojektmanagement | 100.000 | msg systems Eschborn |
3 |
Sicherheitsrelevante Projekte | 60.000 | Bearingpoint GmbH | 2 |
Groß- und Multiprojekt-Management | 40.000 | Capgemini Deutschland GmbH | 4 |
Geschätztes Auftragsvolumen: 200 Millionen Euro
Die Auftragswerte wurden in allen drei Fällen nicht bekannt gemacht. Allerdings erlaubt eine Vergabebekanntmachung des Beschaffungsamts, ebenfalls an die Bearingpoint GmbH vom 10.01.2019 Rückschlüsse auf den geschätzten Auftragswert: Dort ging es um einen „Rahmenvertrag über Beratungsleistungen zu Hard- und Softwarethemen: IT-Architekturmanagement“ mit einem Volumen von 45.000 Personentage. Auch wenn der zugeschlagene Auftragswert auch dort geheim gehalten wurde, ist in der Vergabebekanntmachung als „anfänglicher Schätzwert für den Gesamtauftrag“ ein Betrag von 45 Millionen Euro genannt. Was den Rückschluss erlaubt, dass der Personentag für solche rahmenvertraglich vereinbarten Dienstleistungen bei 1.000 Euro pro Tag liegt. Was wiederum für das o.g. Projektmanagement-Beratungspaket des BMI den Schätzwert von rund 200 Millionen Euro ergibt.
Offen ist nach wie vor, wer eigentlich bis wann und mit welchem Aufwand die Projekte UMSETZEN, d.h. REALISIEREN soll, die mit einem so hohen Aufwand konzipiert, dokumentiert und geplant werden.
Übrigens: McKinsey, die „strategische Topmanagement-Beratung“ (Eigenbeschreibung), um die sich die Titelgeschichte des Spiegel in dieser Woche rankt, spielt bei solchen Verträgen keine Rolle. Im TED, der EU-Datenbank der ausgeschriebenen und vergebenen Aufträge jedenfalls findet sich für 2018 kein einziger Auftrag von Bundesministerien oder -behörden an McKinsey, zumindest keiner, der öffentlich bekanntgemacht wurde.
Projektmanagement in Behörden und Ministerien
Die Ausschreibung ist ein Schlag ins Gesicht des Bundesrechnungshofs:
Bundesinnenministerium will 200.000 Manntage für ProjektMANAGEMENT extern vergeben
Bundesinnenministerium ignoriert Empfehlungen des Bundesrechnungshofs:
Steuerhinterziehung ist strafbar – Steuerverschwendung bleibt folgenlos
Eine Glosse mit Beispielen, wie sie das wirkliche Leben nicht schöner schreiben kann …:
Tipps zur Erstellung ergebnisoptimierter Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen
IT-Projekte des Bundesinnenministeriums:
Steuergeld – mit vollen Händen zum Fenster raus …
Antrag von Bündnis90/Die Grünen im Bundestag:
Großprojekte im Zeit- und Kostenrahmen realisieren
Wirtschaftlichkeit| Personalkosten von zweckentfremdet eingesetzten Polizeivollzugsbeamten „sparen“ bei der Beschaffung: Teure Sache: Polizeivollzugsbeamte als IT-Dienstleister
IT-Projekte des Bundes:
Massive Kritik des Bundesrechnungshofs an IT-Projekten des Bundes
Flughafen Berlin-Brandenburg als Praxisbeispiel für schlechtes Projektmanagement:
Checkliste für schlechtes Projektmanagement
IT-Projekte | Kosten- und Zeitkalkulationen:
IT-Projekte: Viele scheitern, alle überziehen Zeit und Kosten
Systembedingt! – Warum IT-Projekte der Polizei scheitern … – Teil 3:
Die sechs Kardinalfehler
Systembedingt! – Warum IT-Projekte der Polizei scheitern … – Teil 2:
‚Hände hoch!‘ hilft nicht weiter
Systembedingt! – Warum IT-Projekte der Polizei scheitern … – Teil 1:
Anfällig für spätere Desaster
Projektmanagement | Großprojekte:
Warum Großprojekte scheitern oder viel zu viel Geld kosten
Copyright und Nutzungsrechte
(C) 2019 CIVES Redaktionsbüro GmbH
Sämtliche Urheber- und Nutzungsrechte an diesem Artikel liegen bei der CIVES Redaktionsbüro GmbH bzw. bei dem bzw. den namentlich benannten Autor(en). Links von anderen Seiten auf diesen Artikel, sowie die Übernahme des Titels und eines kurzen Textanreißers auf andere Seiten sind zulässig, unter der Voraussetzung der korrekten Angabe der Quelle und des/der Namen des bzw. der Autoren. Eine vollständige Übernahme dieses Artikels auf andere Seiten bzw. in andere Publikationen, sowie jegliche Bearbeitung und Veröffentlichung des so bearbeiteten Textes ohne unsere vorherige schriftliche Zustimmung ist dagegen ausdrücklich untersagt.