Warum scheitern die IT-Projekte des BMI trotz der vielen externen Berater?

Der Spiegel macht diese Woche auf mit „Die Berater-Republik“, einem langen Elaborat über das Geschäft von Unternehmensberatungen mit der öffentlichen Hand. Inhaltlich ist der Artikel eine Themaverfehlung, denn er beschäftigt sich im Wesentlichen nur mit McKinsey und Affären, die anderweitig schon längst bekannt sind. Was fehlt, ist die Antwort auf die Frage, warum in Ministerien und Behörden die notwendige Kompetenz fehlt und warum eigentlich vor allem die IT-Projekte des Bundes reihenweise scheitern. Wir hätten da ein paar Vorschläge für Antworten …

Kritik des Bundesrechnungshofs an IT-Projekten des BMI – 2017

Steuerpflichtigen drohen empfindliche Strafen, wenn sie Steuern hinterziehen. Doch wenn Behörden Steuern verschwenden, hat dies keinerlei Konsequenzen: Seit Jahren kritisiert der Bundesrechnungshof das IT-Projektmanagement im Bundesinnenministerium. Um in seinem letzten Bericht erneut festzustellen, dass seine Empfehlungen völlig ignoriert wurden.

Checkliste für schlechtes Projektmanagement

Aus Fehlern lernen, ist in Deutschland nicht sehr populär. Doch wäre dies wenigstens noch etwas Positives, das man dem allmählich sinkenden Schiff BER – Flughafen Berlin Brandenburg – abgewinnen könnte. Die Öffentlichkeit verdankt nämlich Harald Siegle, bis vor kurzem Leiter der Abteilung ‚Real Estate‘ bei der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB GmbH), eine wohltuend unaufgeregte und systematische Darstellung von vielem, was beim Bau und Betrieb des BER schief läuft: Gut geeignet als ‚Checkliste für schlechtes Projektmanagement‘.

IT-Projekte: Viele scheitern, alle überziehen Zeit und Kosten

Die Universität Oxford hat ein Studie durchgeführt, bei der 1.471 IT-Projekte in einem Gesamtwert von 241 Milliarden Dollar untersucht wurden: Mindestens 20%, bei komplexen IT-Projekten sogar 40% scheitern komplett. Bei weiteren 17% verdoppeln sich die Kosten und verlängert sich die Zeit bis zur Fertigstellung um zwei Drittel. Vom Rest werden die IT-Projekte als „ganz gut“ bewertet, bei denen die Kosten „nur“ um mehr als ein Viertel und der Zeitplan um mehr als die Hälfte überzogen werden. Diese Zahlen besagen: Scheitern ist nicht ungewöhnlich, eine erhebliche Überschreitung der ursprünglich angesetzten Kosten und des Zeitaufwands ist die Norm, alles, was besser ist, als diese Werte, kann schon als Erfolg gelten.

IT-Verbundprojekte der Polizei: Die sechs Kardinalfehler

Die amerikanischen Forscher und Experten für Projektmanagement, Leon Kappelman, Robert McKeeman und Lixuan Zhan, haben eine Studie durchgeführt, um herauszufinden, welche Fehler in frühen Stadien der Durchführung von IT-Projekten besonders negativen Einfluss haben. Sie wollten wissen, welche frühen Warnzeichen darauf hinweisen, dass ein IT-Projekt später scheitert bzw. seinen Zeit- und Kostenrahmen wesentlich überzieht. 53 Fehler haben die Befragten bei dieser Studie insgesamt genannt. Unter den zwanzig mit dem größten negativen Einfluss ist interessanter Weise kein einziger Fehler im Bereich der Technik oder Entwicklung. Vielmehr kreisen alle zwanzig „Kardinalfehler“ um nur zwei Aspekte: Menschen im Projekt, sowie Prozesse.

IT-Verbundprojekte der Polizei: Zugleich-Aufgaben sind Ursache für späteres Scheitern

IT-Projekte scheitern nicht aufgrund von technischem Versagen. Risikofaktoren sind vielmehr mangelhafte Projektplanung, -vorbereitung und -durchführung. Doch was erwartet man von Projektmanagern und Projektteam-Mitgliedern, die neben ihren Aufgaben in der polizeilichen AAO „zugleich“ auch noch vollwertig in der Projekt-BAO mitarbeiten sollen?! Ohne dafür jemals ausreichend qualifiziert worden zu sein?!

IT-Verbundprojekte der Polizei: Anfällig für spätere Desaster

20% aller IT-Projekte scheitern. Steigt die Komplexität, sind es schon mehr als 40%. 12 Risikofaktoren sind besonders fatal für das Scheitern von IT-Projekten. Und gerade die so teuren und wichtigen IT-Verbundprojekte des Bundes und der Länder für Polizeibehörden weisen – systembedingt – diese Faktoren auf.